Der Auftritt eines gewöhnlichen Elfen sorgte unter den älteren Mitgliedern des Senats für Empörung, da war es auch egal, dass er reinen Blutes war. Ein unzufriedenes Raunen ging durch die große Kammer und auf den Gesichtern der Anwesenden machte sich Verabscheuung breit, als der großgewachsene und schlanke Kai durch die uralten Torbögen hindurchging. In den darauffolgenden Monaten sollte seine Anwesenheit den in seinen Gewohnheiten festgefahrenen Senat immer wieder aufwühlen, da sein energiegeladenes Auftreten die übliche Ineffizienz des Tagesgeschäfts durcheinander brachte.

Trotz der Verachtung der Ältesten ließ sich der tapfere Elf nicht unterkriegen und setzte sich Tag für Tag unermüdlich für die Belange von Riversar ein. Seine Bemühungen waren entgegen der allgemeinen Erwartungen sogar regelmäßig von Erfolg gekrönt. Neben seiner Arbeit zum Wohle der Bevölkerung praktizierte der junge Elf in seiner Freizeit außerdem enthusiastisch die Kunst der Magie. Kai interessierte sich jedoch für weitaus mehr als nur Elfenmagie: Er ließ auch die Ruinen der Orkstadt Santar ausgraben, stand in regem Kontakt zur Universität von Strongford und war vertraut mit den Weisen der Adjalar-Oase. Seine ständige Begleiterin in diesen Belangen war Thea, eine junge Beschützerin des Heiligen Hains.

Nur drei Jahre vergingen auf diese Weise, bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem die Horden der Finsternis in voller Stärke über das Dominion hereinbrachen. Und alle Magier waren machtlos gegen die Macht der dunklen Magie. Diese neue und gefährliche Form der Magie breitete sich wie ein Geschwür im Land aus. Eines Morgens verbreitete sich die Kunde, dass Kai das Königreich kurzerhand verlassen hatte, um diese neue dunkle Magie zu studieren. Lediglich Thea hatte er dies persönlich anvertraut. Der Senat verschwendete keine Zeit damit, ihn zum Verräter zu erklären, und verbot ihm, jemals zurückzukehren. Niemand dachte auch nur eine Sekunde daran, dass er losgezogen war, um dem Dominion zu helfen … In Riversar lästerten nun alle darüber, dass Jünglinge wie Kai keinen Respekt vor der Kultur der Elfen hätten und wie die uralten Traditionen der Magie bis zur Unkenntlichkeit verändert worden wären.

Als der ausgestoßene Magier sechs Monate später nun wieder an die Pforte der Stadt klopfte, schlug ihm lediglich eiskalte Stille entgegen. Kai hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Tore und schrie aus Leibeskräften, dass sich Feinde in der Nähe befänden, er wisse wie man sie besiegen könne, dass er gelernt hatte, die dunkle Magie zu bekämpfen und dass sie zusammenarbeiten müssten … Doch der Senat entsandte als Antwort nur die Bogenschützen auf die Stadtmauern, die den Befehl hatten, den Verräter sofort zu töten, wenn er auch nur daran denken sollte, seine Magie einzusetzen.

Sodann stürmten die Horden der Finsternis aus dem Wald und nahmen Kurs auf die Hauptstadt der Elfen. Kai war der einzige, der ihnen im Weg stand. Der Magier begann, einen Zauber zu wirken, um die Angreife zurückzuschlagen und wurde dafür umgehend mit einem Pfeil im Rücken belohnt. Ohne die heilenden Kräfte von Thea, die plötzlich auf der Stadtmauer stand, wäre alles verloren gewesen. Kais explosive Zauberkugeln äscherten mehrere der Feindkohorten in nur einem Augenblick ein, was die Horde zurückwarf. Doch Thea hatte ihre letzten Energiereserven für den lebensspendenden Zauber erschöpft und ihr zierlicher Körper sackte in sich zusammen und stürzte von der Mauer in die Tiefe.

Kai rannte zurück und konnte sie mühelos auffangen, doch warf den Elfen auf der Mauer einen solch finsteren Blick zu, dass selbst die Ältesten vor Scham ob ihrer Taten im Erdboden zu versinken schienen. In jenem Augenblick erkannten sie, dass Kai sich nicht gieriger Ambitionen wegen der dunklen Magie zugewandt hatte, sondern weil er seinem Volk von ganzem Herzen helfen wollte.

Nach dieser Schlacht kehrten Kai und Thea Riversar den Rücken zu. Es sollte viele Jahre dauern, bis sie diesen Verrat schließlich überwinden konnten. Jetzt folgen sie dem Pfad der Wächter und setzen ihre Kräfte weiterhin für das Gute und das Allgemeinwohl sein!